Über Künstliche Intelligenz (KI) ist schon viel geschrieben worden und je nach
Betrachtungswinkel standen hierbei die Chancen und Möglichkeiten oder die Gefahren
und Risiken im Fokus. Von datenbasierten Früherkennungssystemen in der Medizin bis
hin zu gesichtsbasierten Überwachungsszenarien war so ziemlich alles dabei, was man
sich ausmalen konnte. Aber während wir im abgelaufenen Jahrzehnt noch weitgehend über
die Entwicklungen der KI-Systeme spekuliert haben, steht jetzt die Umsetzung und
deren Einsatz auf dem Programm. Warum? Weil nach der Informationssammlung und
-übertragung nun die Informationsverarbeitung im Mittelpunkt stehen wird. Das Zeitalter
der Künstlichen Intelligenz beginnt jetzt.
KI als Bedürfnismanager
In den kommenden Jahren wird die Künstliche Intelligenz ihren Siegeszug erst richtig
antreten. Warum? Weil nach Big Data die Big Intelligence zur Auswertung der Datenflut
kommen muss! Nur KI-Systeme können Unternehmen helfen, aus der Fülle mehr oder weniger
strukturierter Datenmengen die Markttrends und Geschäftspotenziale herauszufiltern, die
im Mittelpunkt des Digital Business stehen werden. Wer diese Trends und Potenziale als
Erster erkennt, wird in der Lage sein, als Erster ein passendes Angebot zu machen.
Und damit nicht genug: Dank KI wird sich auch das Customer Relationship Management
zu einer Predictive Customer Relationship (PCR) wandeln, also zu einer Vorhersage
künftigen Kundenverhaltens. Das heißt, dass nicht nur die bisherige Kaufhistorie durch
multivariate Analyseverfahren betrachtet wird, sondern auch zu erwartende Kaufwahrscheinlichkeiten
durch KI-Algorithmen berechnet werden. Im optimalen Fall werden dem Kunden dann Produkte
geliefert, die er gar nicht bestellt hat - aber wegen der richtigen Bedürfnisprognose
trotzdem behält und nicht zurücksendet.
Aber E-Business wird damit nicht nur zu einer Disziplin der Wahrscheinlichkeitsrechnung,
sondern sich mittels KI auch zu einem Instrument für eine Bedürfnislenkung entwickeln.
Das daraus resultierende Prescriptive E-Business (PEB) wird nicht nur die zukünftigen
Bedürfnisse und Kaufentscheidungen des Kunden prognostizieren, sondern auch versuchen,
den Kunden aktiv in diese Richtung zu lenken. Damit wäre es auch möglich, die
Aufmerksamkeit des Kunden im Hinblick auf unterbewusste Bedürfnisse zu steuern oder sogar
gänzlich neue Bedürfnisse zu wecken. Natürlich immer mit dem Ziel, ihn dann zum richtigen
Zeitpunkt mit einem passenden Produkt bedienen zu können.
KI als Hoffnungsträger
eben dieser wirtschaftlichen Perspektive werden durch die sich entwickelnden KI-Systeme
aber noch Veränderungen in ganz anderen Dimensionen auf uns zukommen. Diese werden
bestimmt sein durch das eigenständige Lernen der Algorithmen, die es ermöglichen,
Probleme in relevanten Themenfeldern selbstständig zu erkennen und Lösungen zu entwickeln.
Im Mittelpunkt stehen dabei die drei zentralen gesellschaftlichen Probleme: Ressourcen,
Ökologie und Gesundheit. Wie nutzen wir die Digitalisierung und die zugehörigen Daten,
um unsere humanen, organisatorischen, physischen, finanziellen und technologische Ressourcen
optimal weiterzuentwickeln und damit den gesellschaftlichen Wohlstand für alle Menschen zu
erhalten und weiter auszubauen? Wie nutzen wir die Digitalisierung und die zugehörigen Daten,
um unseren Lebensraum zu sichern und noch lebenswerter zu machen sowie die zentralen Fragen
von Klimakrise, Naturerhalt, Energiewende und Mobilität für alle Menschen zu beantworten?
Wie nutzen wir die Digitalisierung und die zugehörigen Daten, um unsere Lebenserwartung und
-qualität zu steigern und unser Gesundheitssystem so zu verbessern, dass Vorbeugung und
Versorgung für alle Menschen eine Selbstverständlichkeit werden und bleiben?
Um diese Fragen zu beantworten wird es zum einen das überwachte Lernen der KI- Algorithmen
geben, bei dem ein Output mittels vorgegebener Inputs berechnet wird, um dadurch Ergebnisse
abzuleiten oder Vorhersagen zu treffen. Zum anderen wird es das unüberwachte Lernen geben,
bei dem versteckte Muster im Datensatz entschlüsselt werden, ohne dass zuvor eine konkrete
Zielsetzung formuliert wurde. So könnte eine erfolgreiche Krebstherapie beziehungsweise
proaktive Krebsbehandlung aus den Milliarden von Datensätzen von betroffenen und nicht
betroffenen Menschen anhand von Ess- oder Lebensgewohnheiten herausgefunden werden.
KI als Angstmacher
Wo Licht ist, ist auch Schatten, und das wird auch im KI-Zeitalter (leider) nicht
anders sein. Automatische Waffensysteme, die als KI-gesteuerte Angriffsdrohnen mittels
Gesichtserkennung auf einzelne Menschen oder bestimmte Menschengruppen angesetzt werden,
kann niemand ernsthaft gut finden. Da es bislang kein weltweites Verbot dieser Waffengattung
gibt, ist damit zu rechnen, dass diese entwickelt werden. Und natürlich ist es von der
Gesichtserkennung nur ein kleiner Schritt zu Szenarien der totalen Überwachung, bei der
menschliches Verhalten erfasst, durch KI- Algorithmen ausgewertet und in Belohnung oder
Bestrafung umgerechnet wird, wie wir es in China bereits erleben.
Vor diesem Hintergrund wird klar, dass wir einen Ethikkatalog für das KI-Zeitalter brauchen.
Und noch ein anderes Problem gilt es zu lösen: KI-Systeme sind echte Stromfresser und
hinterlassen damit einen erheblichen CO2-Fußabdruck. Allein beim Trainieren einer
Künstlichen Intelligenz zur Spracherkennung fällt fünfmal so viel CO2 an, wie ein Auto während
seiner gesamten Lebensdauer ausstößt. Das haben Forscher der University of Massachusetts berechnet.
In Sachen Klimaschutz müssen KI-Systeme daher in unseren CO2-Haushalt einberechnet werden.
KI als Investment
Kapitalspekulationen und Investmentchancen natürlich nicht weit. Daher werden verstärkt
spezielle KI-Fonds entstehen, die in diese Systeme und die zugehörigen Unternehmen investieren -
und zwar unabhängig davon, ob es sich um bereits börsennotierte Unicorns oder noch nicht
börsennotierte Start-ups handelt. Schon heute wächst der Anteil von KI-Start-ups im Verhältnis zu
allen anderen Newcomern stetig. 2018 basierten immerhin schon acht Prozent aller Neugründungen eine
KI-Geschäftsidee. Der Wert eines Unternehmens wird in Zukunft über die Leistungsfähigkeit seines
KI-Algorithmus bestimmt werden, der als moderne Coca-Cola-Formel in den virtuellen Safes der Firmen
liegen wird. Hinzu kommen eine finanztechnische Infrastruktur mit einem KI-Segment, ein KI-INDEX an der
Börse sowie umfassende Analysen zu den weiteren Kursverläufen - natürlich auf Basis von KI-Systemen,
die die Entwicklung von KI-Unternehmen bewerten werden.
KI als Weltanschauung
An KI-Systemen werden sich die Geister scheiden, es wird Anhänger und Gegner geben. Dabei gilt es wie
bei den meisten Technologien die Frage zu beantworten, wer wann, wo und unter welchen Rahmenbedingungen
KI-Systeme einsetzen wird. Daran anschließend stellt sich die vielleicht noch wichtigere Frage: Wird es
die hinter den intelligenten computergesteuerten Systemen befindliche menschliche Hand mit dem KI-Einsatz
gut oder schlecht mit uns meinen? Auf die Spitze getrieben bedeutet das: Werden wir uns einen
Abschaltknopf für die Algorithmen erhalten - und das Recht, ihn zu drücken? Auch diese Fragen werden
wir im angebrochenen Jahrzehnt beantworten müssen, damit die digitalen 20er-Jahre als positives KI-Zeitalter
in die Geschichte eingehen. Und nicht als Alptraum.
Artikel veröffentlicht in:
Interview mit Prof. Kollmann mit CAPinside zur Künstlichen Intelligenz und dem KI-INDEX 2020
Mit der ersten Welle der Technologie kamen die Nullen und Einsen, bauten sich Milliarden von Datensätzen auf. Mit der zweiten Welle beginnt die intelligente Auswertung der immer weiterwachsenden digitalen Informationsflut durch Künstliche Intelligenz. Die dritte und letzte Welle bedeutet die Entscheidungen, die aus all dem zur Wohle der Menschheit getroffen werden. Und in der Investmentkultur? Welche Rolle spielen da die Nullen und Einsen, wie und was wertet die Künstliche Intelligenz sie aus und vor allem: Was ist dann die beste Entscheidung und wer trifft sie? Prof. Dr. Tobias Kollmann ist Inhaber des Lehrstuhls für BWL und Wirtschaftsinformatik an der Universität Duisburg-Essen und spricht mit CAPinside-CMO Markus Hujara über diese und andere Fragen rund um Technologie in der Investmentkultur sowie über seinen neuen KI-INDEX.
Interview mit Prof. Kollmann mit ntv zur KI-Strategie der Bundesregierung 2018
Prof. Dr. Kollmann als Speaker buchen!
Er ist der TOP-Speaker und führende Experte für die Digitale Transformation und Digitale Wirtschaft
in Deutschland! Über 350 Unternehmen, von der klein- und mittelständigen Firma bis hin zum Großkonzern,
haben in den letzten zehn Jahren vom Wissen von Prof. Dr. Tobias Kollmann rund um elektronische
Geschäftsmodelle und -prozesse sowie seinen Visionen von der Digitalen Wirtschaft der Zukunft profitiert.
Er bietet vor diesem Hintergrund Keynotes, Vorträge und Moderationen für u.a. folgende Zielgruppen an:
Konzerne und KMUs, Verlage, Banken, Hochschulen und Bildungseinrichtungen, Interessensvertretungen und
politische Parteien bzw. Organisationen, Messen, Seminarveranstalter, Berufsverbände, Clubs,
Kundenversammlungen, Initiativekreise, Medienunternehmen usw.
Die Keynotes, Vorträge und Moderationen richten sich an Unternehmen, die eine digitale Transformation
als Herausforderung sehen und sich den Chancen stellen wollen; an dem Auf- und Ausbau von elektronischen
Geschäftsprozessen und -modellen interessiert sind; über die neusten Trends und Plattformen im Internet,
Mobilfunk und im interaktiven Fernsehen (ITV) informiert werden wollen; im Bereich Online-Marketing und
Social Media-Marketing auf dem neusten Stand bleiben wollen; sich sowohl strategisch als auch operativ
über digitale Herausforderungen für ihre Branche diskutieren möchten.
Diese Themen bieten einen Nutzen für Entscheider in Konzernen, die eine digitale Transformation als
neue strategische Option motivieren wollen, Unternehmer in KMUs, die nach praktischen Lösungen für
elektronische Geschäftsprozesse suchen, Startups, die neue elektronische Geschäftsmodelle in den Markt
bringen möchten, Funktionäre in Interessensvertretungen oder politischen Organisationen, die sich mit der
„digitalen Agenda“ befassen, Manager/innen, die sich ein spezifisches Know-how für die digitale Wirtschaft
aufbauen wollen.
Interviews und Statements von Prof. Dr. Tobias Kollmann zum Thema Digitalisierung finden sich regelmäßig
in allen großen überregionalen (z.B. Die Welt, FAZ, Handelsblatt) und regionalen Tageszeitungen (z.B. WAZ,
Berliner Tagesspiegel, Kölner Express, Hamburger Abendblatt). Er war zudem als Experte für die digitale
Wirtschaft im Fernsehen und Radio u.a. bei ARD, ZDF, Deutschlandfunk und im WDR zu sehen/hören.
Eine unverbindliche Buchungsanfrage stellen Sie bitte an: speaker [at] netstart.de